Ich bin ein ordentlicher Mensch, ja doch. Also wenn man nicht in die Schubladen, Kisten und in das Kellerverließ schaut, den wir das Lager nennen. Dort herrscht das ungezähmte Chaos. Ich habe es versucht, ja wirklich. Tagelang aufgeräumt und sortiert, ausgemistet und optimiert. Stundenlang Beschriftungen an Schubladen gebastelt, damit ich auch wiederfinde, was ich dort verstaue. Transparente Lagerkisten angeschafft und sorgsam alle Schätze darin verstaut. Es klappt nicht. Nach ein paar Wochen herrscht wieder Unordnung. Und das ist noch freundlich ausgedrückt. Dinge, die dumm im Weg herumstehen, werden von mir leidenschaftlich und regelmäßig aus meinem Sichtfeld entfernt. Damit es hübsch aussieht hier in unserem Refugium und die adrette Optik durch nichts gestört wird. Schublade auf, Krempel rein.
Das hat nur leider auch den unschönen Nebeneffekt, dass ich morgens ständig suchen muss. Abends irgendwo verräumt, weigert sich dann die Sonnenbrille, der Autoschlüssel oder mein Geldbeutel mir zu verraten, wo sie stecken. Und angesichts meines extrem schlechten Gedächtnisses will mir dann auch partout nicht einfallen, welchen Ort ich diesmal zur Zwischenaufbewahrung auserkoren hatte. Erster Anlaufpunkt: die Handtasche. Verzweifeltes Scharren und Schaufeln in den Untiefen diverser Lederbeutel hat mich schon mehr Zeit im Leben gekostet als Kartoffeln schälen. Oftmals Fehlanzeige. Wenn ich dann nervös werde und wie eine aufgescheuchte Henne durch die Wohnung irre, den Blick immer wieder hektisch in diverse Ecken lenke und zwischendurch verzweifelt den Kopf schüttle, ernte ich meist nur ein „Was ist es diesmal?“ vom dazugehörigen Gockel. Der sitzt derweil gemütlich am Frühstückstisch. Und hat auch meist den ein oder anderen sehr nützlichen Vorschlag. Mit der Zeit haben sich einige sehr beliebte Fundstellen herauskristallisiert, die ich in meinem Aufräumwahn immer wieder zu präferieren scheine. Die werden dann auch konsequent abgearbeitet im Rahmen des Suchprogramms. Meist erfolglos. Das Schälchen im Flur, die Kramschublade in der Küche oder auch diverse Schränkchen werden durchwühlt und der Inhalt systematisch hin und hergeschoben. Ob danach dann die Schublade wieder aufgeräumt werden muss? Na sicher!
Und ob es tatsächlich eine so gute Idee war, große Schubladenelemente im Flur anzuschaffen, in die nun alles fliegt, was gerade im Weg rumliegt oder steht? Da schaue ich nicht weiter rein, bin auch schon länger nicht mehr bis zum Boden der Lade vorgedrungen. In ein paar Jahren werde ich dort vielleicht all das wiederfinden, was ich vorher stundenlang gesucht habe? Meistens finde ich das Gesuchte dann schlussendlich doch in der Handtasche. In dem einen Reißverschlussfach, in dass ich auch beim dritten Anlauf nicht hineingeschaut habe. Warum nicht? Weil ich mir GANZ SICHER war, dass ich es unmöglich dort hinein geschoben haben kann.
So, jetzt muss ich los! Aber wo bitte ist denn jetzt die Einkaufstasche?
Suchende Grüße, Eure Tanja
NEUESTE KOMMENTARE