Kolumne | Warum gibt es eigentlich so wenig Foodposts hier?

Ich koche ja wahnsinnig gerne. Und auch oft. Und auch ganz gut, zumindest wenn man den allseitig willigen Opfern meiner Kochkunst glauben darf. Als ich den Blog gestartet habe, war ich auch der festen Überzeugung, es wäre eine unglaublich gute Idee, nicht nur meine selbstgemachten Bastelleien, sondern auch gleich das eine oder andere besonders gute Rezept hier zu veröffentlichen. Irgendwie ist das aber nach kürzester Zeit eingeschlafen. Warum eigentlich? Nachdem ich heute den festen Vorsatz gefasst habe, an die alte Idee anzuknüpfen und endlich mal wieder einen Foodpost zu veröffentlichen, kann ich Euch ganz genau sagen, warum das bisher nicht geklappt hat!

lauch

Es beginnt ganz harmlos. Ich mache mich auf den Weg um die Kamera zu holen, positioniere sie dann strategisch günstig in der Küche und stelle schon mal alle Zutaten bereit. Scheidebrett und Messer, Backblech und Schüsselchen werden aus diversen Schränken zusammengeklaubt und auf dem Küchentresen drapiert. Der Backofen schon mal vorgeheizt. Das dauert ja immer ewig… Es soll heute Flammkuchen geben, das ist schnell gemacht und nach den Feiertagen ist etwas Leichtes ja auch mal eine gute Idee. Der Lauch wird fröhlich summend gewaschen und in hauchdünne Scheiben geschnitten. Nicht, ohne danach die Scheiben in aller Ruhe fotografisch festzuhalten.

flammkuchen

Zu diesem Zeitpunkt bin ich schon mehrfach über das Stativ gestolpert und konnte gerade noch verhindern, dass das Objektiv kopfüber im Lauch landet. Jetzt ist der Speck dran. Feine Streifen schneiden – kein Problem! Der Backofen meldet sich, dass das Schnellvorheizen nun abgeschlossen ist. Na bravo. Aber kein Problem! 200g Schmand aus dem Kühlschrank fischen und mit Salz und Pfeffer verrühren. Dann möglichst nah am Rand des Fertigflammkuchenteigs verteilen. Ich habe kurz Zeit darüber nachdenken, ob ich beim nächsten Mal den Teig besser selber machen sollte, wenn ich schon einen Beitrag darüber schreibe?!? Dann streue ich auch schon Lauch und Speck über den Schmand. Mache ich dann eben einfach beim nächsten Mal!

flammkuchen-auf-blech

Ein bisschen Gruyere wird noch darüber gerieben und schon ist das Blech bereit für den Ofen. Während ich noch darüber nachdenke, dass es ein hübsches Bild ergäbe, wenn ich den rieselnden Käse fotografisch einfangen könnte, piepst der Ofen nun zum zweiten Mal. Ach was soll’s! Der Flammkuchen wandert für 12 Minuten in den Ofen. Jetzt habe ich ausreichend Zeit, das Set auf dem Tisch aufzubauen und das schlimmste Chaos zu beseitigen. Ich habe gerade die Kamera aus der Küche bugsiert, auf die richtige Tischhöhe eingestellt und das eine oder andere Accessoire bereit gelegt, da duftet es schon so verführerisch aus dem Ofen, dass der Hausherr neugierig angeschlurft kommt. Der Ofen zeigt noch 6 Minuten Restdauer an, der Hausherr besorgt schon mal Getränke. Frau Foodbloggerin kümmert sich derweil darum, dass die Petersilie, die bisher nur als hübscher Bildhintergrund missbraucht wurde, auch noch gehackt wird.

flammkuchen-servieren

Und dann ist es auch schon soweit, der Flammkuchen ist fertig, der Mann steht mit zwei Gläsern in der Hand bereit und schaut erwartungsvoll. Flammkuchen auf dem Brett drapieren und auf den Tisch stellen. Zurechtrücken. Serviette und Besteck dazu legen. Kamera in Position bringen. Nein, das ist nicht gut, der Hintergrund sieht blöd aus. Bierflaschen dazu stellen und neu arrangieren. Fünf Bilder später feststellen, dass das so nicht geht und kein schönes Bild dabei herauskommt. Neu dekorieren. Derweil steht der hungrige Herr hinter mir und wartet darauf, dass es endlich losgeht. Nach 48 Bildern in völliger Hektik die Kamera zur Seite räumen, ein bisschen entschuldigend gucken, Teller auf den Tisch knallen und es kann endlich los gehen. Das ganze Haus duftet herrlich nach Speck, der Flammkuchen ist inzwischen eiskalt. Dafür habe ich ihn aber für die Ewigkeit festgehalten. Hurra!

flammkuchen-selber-machen

An all die Foodbloggerinnen da draußen: wie bitteschön macht Ihr das? Kocht Ihr das Essen zweimal? Seid Ihr einfach besser organisiert? Oder habt Ihr unfassbar geduldige Familien, die Ihr Essen gerne kalt verspeisen?

Verständnislose Grüße, Eure Tanja

15 Kommentare zu “Kolumne | Warum gibt es eigentlich so wenig Foodposts hier?

  • Antworten HIMMELSSTÜCK 31. März 2016 um 12:58 Uhr

    Hihi! Ich glaube, bei warmen Speisen klappt das nur, wenn tatsächlich niemand drauf wartet. Daher sind Gebäck, Süßspeisen, Torten und Kuchen ja auch so beliebt. Deine Flammkuchen-Fotos macht trotzdem Appetit und deswegen schaue ich jetzt auch gleich mal in der Küche, was ich so zaubern kann.
    Liebe Grüße, Rahel

  • Antworten Jane 31. März 2016 um 13:06 Uhr

    Hallo liebe Tanja, aber es hat sich gelohnt, tolle Bilder und geschmeckt hat der Flammkuchen bestimmt auch…ich kann den auch kalt essen.
    Ganz liebe Grüße
    Jane

  • Antworten stefi_licious 31. März 2016 um 13:23 Uhr

    hahaha!
    ja, genau das ist der grund, warum meine food-beiträge auch eher ziemlich schnöde sind und meistens nur ein bild enthalten. und das sieht meistens gar nicht so appetittlich aus. 🙂
    ich hab zu schulzeiten mal ein praktikum bei einem fotografen gemacht. da wurden bilder für ein rezeptbuch geknipst. aber das foto-essen war am ende nicht mehr genießbar. farbe, lack und ähnliche hilfsmittel sorgten für ein absolut fotogenes bild, allerdings wanderte das fotomodell danach in den müll. ich hoffe, dass die meisten food-blogger das anders machen.
    herzliche grüße
    die frau s.

  • Antworten mirjam von zaubersterne 31. März 2016 um 13:42 Uhr

    Liebe Tanja
    Das kenne ich – ich habe für meinen neuen Ernährungsblog über Ostern mehrere Menüs geknipst. Immer extra 1h früher als sonst mit dem Kochen angefangen, damit ich am „Schluss“ genügend Zeit habe. Da das Licht bei uns im oberen Stock besser ist – wandere ich dann jedesmal vor dem Essen zuerst mit den Zutaten und dann mit einem fertigen Teller hoch um alles festzuhalten. Meine Tochter und mein Mann sitzen dann jeweils (trotz der Reservezeit für die Fotos!) schon am Tisch und fragen wann es essen gibt. Ich vertröste sie dann noch ein paar Minuten, entschuldige mich x mal und wenn ich endlich erschöpft an den Tisch sitze – mit meinem kalten Teller – fragt mich meine Tochter „Mami? Willst du meinen Teller auch noch fotografieren?“

  • Antworten Nadine 31. März 2016 um 15:00 Uhr

    Herrlich liebe Tanja!! Genauso ging es mir auch am Anfang, aber mit ein bisschen Übung bekommst Du es hin, dass das Essen noch warm serviert wird :). Ich bereite schon vor dem Kochen alles fürs Fotografieren vor und binde auch schon den leeren Teller oder die Form ins Set ein. Wenn alles soweit steht (Tageslichtlampe an, wenn kein Tageslicht vorhanden ist, Kamera auf Stativ, alle Accessoires) fange ich mit dem Kochen an. Den Teller nehme ich schon mit in die Küche. Wenn alles fertig ist, schnell das Essen auf den Teller und auf das vorbereitete Set stellen. Dann ein paar Aufnahmen (früher waren es 40-50, heute nur noch so um die 10) machen und fertig! Dauert in der Regel nur so 2 – 3 Minuten. Da ist das Essen noch warm 🙂 Viel Spaß! Übung macht den Meister und es wäre doch schade, wenn Du uns deine tollen Rezepte vorenthalten würdest!
    Liebe Grüße,
    Nadine

  • Antworten Haydee 31. März 2016 um 16:00 Uhr

    Hihi… ja das kenne ich. Weswegen ich bei der Zubereitung schon mal gar keine Fotos mehr mache. Meine Küche ist dafür zu klein und zu dunkel. Und in der Regel koche ich immer so viel, dass ich erstmal esse und DANN fotografiere. Manchmal sogar erst am nächsten Tag. Für die Fotos muss das Essen ja nicht heiß sein (ausser man möchte pitoreske Dampfschwaden haben, gg). Und ich koche oft Abends, da ist es eh dann viel zu dunkel… Das ist bei so einem Flammkuchen schwierig – oder du hättest einfach ein schick geschnittenes Stück beiseite gestellt, den Gatten abgefüttert und dann entspannt fotografiert.
    Andererseits sind ja so behind the scenes Berichte oder Fotos auch eine feine Sache 🙂
    LG Haydee

  • Antworten Mecki von fein & raum 31. März 2016 um 16:32 Uhr

    hihi, du sprichst mir ja so sehr aus der seele 🙂 ich koch ja echt leidenschaftlich gerne und viele foodblogs gehören zu meinen absoluten liebelingsblogs. also eigentlich beste vorrausetzungen, selbst auch mal öfter leckeres aus der küche zu bloggen. aber nee, auch mir ist es ein rätsel, wie die foodblogger das hinkriegen…, und da ich ja fast noch lieber esse als zu kochen, kommt kaltes, dafür hübsch drapiertes und perfekt fotografiertes essen, einfach so gar nicht infrage….
    lg, mecki

  • Antworten Doris 31. März 2016 um 16:58 Uhr

    Hallo, ich bin jetzt durch Zufall über deinen Blog und deinen Blogbeitrag gestolpert. Ich habe mich gerade weggeworfen vor lauter Lachen, weil es mir mindestens ganz genauso geht wie dir. Wenn ich mir die ganzen Food-Blogs anschaue, denke ich mir immer Herr im Himmel wie tun die alle. Ja klar die Technik blabla weiß ich auch, aber genauso wie du beschrieben zwischen dem Kochen, Stativ, Kamera dann vielleicht auch noch perfekt den Hintergrund bzw das Motiv ins rechte Licht gerückt – dazwischen ist die Sonne weg vom Küchenfenster und ich muss die Kamera wieder neu einstellen dann läutet das Telefon, ich flieg fast über das Stativ, weil meine Küche einfach keine 30m2 Küche ist. Böse Zungen mögen jetzt behaupten ja das ist Prirotätensetzung und Zeiteinteilung, aber ganz ehrlich wer hat bitteschön soviel Zeit im Leben, dass er sich jeden Tag beim Kochen für sich und den Blog einen optimal perfektionierten Prozess zulegt, da müsste ja im Rezept auch noch die Foto-Handgriffe drinnenstehen…und Kochen ist doch so was herrliches Intuitives und soll noch was entspanntes, kreatives bleiben oder? Ich denke ja mittlerweile, dass all die Foodblogger die nur schreiben wie easy einfach es war und so authentisch, gar nichts authentisch läuft.

    Ich denke es gehören viel mehr authentische Blogs wie deine, wo die Fotos ein Traum sind und du doch beschreibst, dass es kein Kindergeburstag ist sie zu machen. Alles liebe und Danke! LG Doris

  • Antworten Silke 31. März 2016 um 20:01 Uhr

    Hallo liebe Tanja,
    ich bin jetzt nicht gerade ein Foodblogger aber wenn ich warmes Essen posten will ist zumindest meine Portion eiskalt :). Vor kurzem frage mich meine Tochter – Mama darf ich essen oder willst du das noch fotografieren 😉
    Bei Kuchen ist das doch viel einfacher.
    Trotz deinem ganzen Stress hast du aber wunderschöne Fotos gemacht und so schlecht schmeckt kalter Flammkuchen ja gar nicht *lach*
    Ganz liebe Grüße
    Silke

  • Antworten RAUMIDEEN 31. März 2016 um 20:01 Uhr

    Essen fotografieren geht nicht, mich stresst das zu sehr. Für Anfänger sind Kekse etwas, ich habe es ausprobiert. Die halten schön still und die Farbe passt ;).
    Deine Fotos sind toll und sie sehen herrlich entspannt aus, Du hättest uns mit dem Flammkuchen auch eine andere Geschichte auftischen können 😉 !
    Liebe Grüße
    Cora

  • Antworten Sandra 31. März 2016 um 20:06 Uhr

    Liebe Tanja, ich bewundere ja alle Foodblogger, weil ich es mir für mich nicht vorstellen könnte. Zu schnell müsste alles gehen und das macht dann keinen Spaß. Deinen Bildern sieht man deinen Stress aber überhaupt nicht an, sie sehen toll aus, der Flammkuchen natürlich auch!
    Alles Liebe, Sandra

  • Antworten eLLy coloured Wonderland 31. März 2016 um 22:56 Uhr

    Herrlich! Alleine die Einleitung hat mich schon grinsen lassen…
    Diese Frage stell ich mir auch immer – kochen die Foodblogger ihr essen zweimal?
    Wenn ja, was passiert mit einem der zwei Gänge? Gibts bei denen immer kaltes Essen?
    Bei Vera von Nicest Things weiß man ja, dass sie alles meistens ratzeputz selbst nach dem Shooting verputzt… ; )
    Und auch wenn ich Vegetarierin bin, dein Ergebnis sieht richtig lecker aus!
    Mahlzeit!

  • Antworten Kebo 1. April 2016 um 12:49 Uhr

    Ich kann mich Nadine nur anschließen liebe Tanja… Setting vorher herrichten, alle Einstellungen auf der Kamera checken, dann kochen, Teller aufs fertige und schon vorher probefotografierte Setting positionieren und dann darf ich mittlerweile maximal 7-8 Bilder machen, dann wird serviert, sonst quengelt die Familie. Sind sie gut kommen sie auf den Blog, manche Fotos schaffen es aber auch nicht. Deine sind wunderbar einladend geworden, wirklich schön. Und falls Du ein gutes Rezept für Flammkuchenteig brauchst, hab ich bei mir im Rezepteregister 😉
    Schönes Wochenende und herzliche Grüße,
    Kebo

  • Antworten Kulissenbummel 1. April 2016 um 14:09 Uhr

    Liebe Tanja,
    bei mir gibt es ja das ein oder andere Rezept auf dem Blog, aber eine richtige Food-Bloggerin werde ich definitiv nicht! Mein Höhepunkt war das Fotografieren von selbstgemachtem Eis im Sommer!!!! Stress pur, kann ich Dir sagen und es läuft und läuft und läuft…
    Aber Kuchen, Kekse und Suppe, das geht:)
    Alles Liebe,
    Julia

  • Antworten Flammkuchen für Anfänger: Die schnelle Variante – Meine Alternative zur Pizza | DorisWorld.at 2. April 2016 um 18:20 Uhr

    […] Und wer jetzt noch lesen möchte, wie es uns Bloggern beim Essen fotografieren gerade beim Flammkuchen geht – hier ein sehr authentischer Bericht von Tanja vom Blog mxliving. […]

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