Den ersten Schnee hatten wir letzte Woche schon – ich glaube es wird Winter! So recht weiß ich noch nicht, ob ich mich darüber freuen soll, also stehe ich am Fenster, eine heiße Tasse Tee in den Händen, und blicke hinaus auf das graue Einerlei dort draussen. Ein wenig Melancholie kommt auf, ich lasse den Sommer nochmal Revue passieren. Und lächle. Nun also wieder dicke Pullover und Fleecejacken, die High Heels müssen bei Schnee leider drinnen bleiben. Und dann fährt mir dieser Gedanke durch den Kopf: Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr… Von wem war das noch? Woher kenne ich das? Und ist unsere Zeit nicht fantastisch – eine kurze Eingabe in google und da ist es wieder:
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird lesen, wachen, lange Briefe schreiben
und wird auf den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Und um den aufkommenden ersten Winterblues zu vertreiben und meiner plötzlich aufkeimenden Affinität zu deutscher Lyrik zu entkommen, wickle ich mich schön warm ein in die dicke Winterjacke, Mütze auf und raus aus dem Haus. Und was soll ich sagen, am Ende des Tages freue ich mich auf die kalte Jahrezeit, in der ich viel Zeit haben werde für schöne DIY-Projekte, für’s backen und Geschenke einpacken. Es locken Kekse, kuschlige Nachmittage auf der Couch und gemütliche Spieleabende mit Freunden. So schlecht ist der Winter vielleicht gar nicht…